ROTOR Live 2016

Die ROTOR Live Messe (www.rotor-live.de) auf der Galopprennbahn Iffezheim, nähe Baden-Baden, hat sich in den letzten Jahren als eine der größten Fachmessen für RC Helikopter im deutsch-sprachigen Raum etabliert.
Speziell heuer hat die Anzahl der Aussteller und auch die Heterogenität der ausgestellten Modelle und Komponenten nochmals deutlich zugelegt um dem starken Anstieg der Drohnen- und (Race-)Copter-Szene gerecht zu werden.
Dementsprechend groß war auch der Besucherandrang an beiden Tagen (12. + 13. März), was wiederum unmittelbar in den Ausstellerräumlichkeiten „spürbar“ war. Das große Interesse ist nicht zuletzt dem Veranstaltungstermin geschuldet, da die ROTOR Live eine der ersten großen Messen für die kommende Saison darstellt.

Den mit Abstand größten Anteil an den gezeigten Modellen und Komponenten stellen die Trainer- bzw. reinrassigen 3D-Helis dar. De facto jeder namhafte Hersteller ist auf der Messe vertreten um die neuesten Entwicklungen sowie Weiterentwicklungen von bereits etablierten Modellen und Komponenten dem Fachpublikum vorzustellen. Als besonderes Highlight wurden heuer auf der ROTOR Live einige komplett neue Modelle erstmals offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt, u.a.:

  • der neue Logo 700 von Mikado, der den bisherigen Logo 700 XXTreme ablösen wird. Mit dem neuen Logo 700 kehrt Mikado auch in der 700er Klasse wieder zu den eigenen Wurzeln zurück, d.h. der Heli hat ein vollständiges Kunststoffchassis. Weiters wurde er in vielen Details gegenüber dem XXTreme-Modell überarbeitet und auch „verschlankt“ um das Abfluggewicht deutlich zu reduzieren.
  • der neue TDR II von Jan Henseleit, welcher eine völlige Neukonstruktion gegenüber dem bisherigen Three Dee Rigid (TDR) darstellt. Der Heli hat nicht nur einige innovative Neuentwicklungen (wie zB. eine Linearanlenkung der Taumelscheibe) sondern ist auch in der Größe deutlich gewachsen: Er kann nunmehr im Bereich von 700er bis 800er Hauptrotorblätter geflogen werden. Ein direkter, positiver Effekt der Linearanlenkung und des äußerst schmalen, 2-stufigen Getriebes stellt die extrem schlanke Form dar. Dadurch ist der Heli nicht nur zum 3D-Fliegen geeignet sondern vor allem auch zum Speed-Fliegen prädestiniert.
  • der neue Goblin Black Thunder und Black Nitro von SAB Heli Division, 2 völlig neue Modelle die erstmals auf der ROTOR Live präsentiert wurden. Der Black Thunder ist ein neues Modell in der Klasse „650er“ und wird den bisherigen Goblin 630 ablösen. Der Black Thunder wurde in einigen Details überarbeitet und ebenso Gewichts-optimiert was sich positiv auf die Kreisflächenbelastung auswirkt. Dies kommt wiederum der Performance und Leistungsfähigkeit des Modells zu Gute. Die zweite Neuerscheinung, der Black Nitro, stellt beinahe schon eine Rarität dar, weil SAB ein neues Modell mit einem Nitro-Antrieb entwickelt hat. Der Black Nitro wird ebenfalls mit 650er Hauptrotorblätter geflogen, als Motor kann ein 90er – 120er Nitromotor verwendet werden. Optional wird es für beide Modelle ein Stretch-Kit geben, sodass auch mit 700er Rotorblättern geflogen werden kann.
  • dem derzeitigen Trend „bigger, stronger, faster“ will auch die deutsche Firma HD Helicopters mit ihrem neuen HD 750 gerecht werden. Der Heli wurde von Anfang an als 750er konstruiert, d.h. man kann hier bis zu 766er Hauptrotorblätter verwenden. Um auch bei Low-RPM-Flügen noch eine ausreichende Heckperformance zu erreichen, können am Heck bis zu 126er Heckrotorblätter montiert werden. Der Heli besitzt ein 2-stufiges Riemengetriebe, welches den dzt. stärksten Antrieben (zB. Pyro 850 Competition mit 14s) mühelos standhält. Der Heckrotor ist ebenfalls mit einem Riemen angetrieben, wodurch der Heli insgesamt ein äußerst leises und auch angenehmes Fluggeräusch erzeugt. Ein optisch sehr ansprechendes Detail wurde beim Heckrohr realisiert: für das Heckrohr wird ein CFK-Rohr mit 38mm (!) Durchmesser verwendet. Aufgrund der Stabilität von diesem Heckrohr kann auf die ansonsten üblichen Heckstreben vollständig verzichtet werden. Dies kommt der sehr ansprechenden und auch „cleanen“ Optik zu Gute.
  • der neue EXO 500 von Compass Model stellt eine vollständige Neuentwicklung in der 500er Größe dar und wird den bisherigen Atom 500 ablösen. Der EXO 500 besticht mit einigen innovativen und durchdachten Details, u.a. besteht das Chassis aus einem CFK-Monocoque-Rahmen. Der Antrieb vom Hauptrotor erfolgt 1-stufig mit einem Riemen, d.h. dieser treibt vom Motorritzel aus direkt das Hauptzahnrad an. Der Heckrotor wird ebenfalls mit einem Riemen angetrieben, wodurch sich insgesamt ein äußerst ruhiges Fluggeräusch ergibt. Als Akkugröße sind 6s-Lipos mit ca. 4000 – 4300mAh zu verwenden, was wiederum die laufenden Betriebskosten überschaubar hält.
  • der neue Zenyt der Firma PSG Dynamics ist ein „High-End“ bzw. „Edelheli“ in der 700er Klasse und stellt eine völlige Neuentwicklung dar. Die Firma PSG Dynamics hat bereits jahrelange Erfahrungen im Bereich von hochwertigen Scale-Mechaniken. Von daher ist es nur verständlich, dass der Konstrukteur und „Vater“ des Zenyt, Dino Cantara, all dieses Know-How und die Erfahrungswerte in die Konstruktion dieses außergewöhnlichen 700er Helis gesteckt hat. Das Motto kann nur gelautet haben: „Das Beste ist gerade gut genug“. Dies zeigt sich sowohl bei den hochwertigen Materialien die zum Einsatz kommen, aber auch bei vielen Details, die eine äußerst aufwändige Materialbearbeitung in der Produktion bedingen. Jeder Kunde, der einen Zenyt bestellt, bekommt das Zentralmodul vom Chassis, welches das 2-stufige pfeilverzahnte Getriebe enthält, fertigt montiert geliefert. Bei jedem Modell erfolgt eine werks-seitig abgestimmte und auf die jeweiligen Zahnräder eingemessene Montage, sodass sich ein absolut spielfreier und leichtgängiger Lauf des gesamten Antriebs ergibt. Der Kunde bekommt für sein Modell eine eindeutige Nummer, sodass im Falle eines Crash auch die Lieferung der notwendigen Ersatzteile Modell-spezifisch für das eigene Modell erfolgen kann. Mit diesem äußerst Kunden-orientierten Geschäftsmodell schlägt PSG Dynamics einen neuen Weg im Vertrieb der RC Helis ein. Ob sich dies entsprechend im Geschäftserfolg niederschlägt werden die nächsten Monate bzw. Jahre zeigen.

Ein zweiter Schwerpunkt bei den Ausstellern stellte klarerweise der Scale-Bereich dar, vertreten u.a. durch den Hersteller VARIO und noch einige andere, namhafte Hersteller. Bei den ausgestellten Modellen, Antriebskomponenten und Mechaniken galt vor allem eines: „Big(ger) is beautiful“. Hauptrotordurchmesser von ca. 2,50m bis 3,50m sind mittlerweile normal, dementsprechend groß und wuchtig fallen dann auch die Komponenten, wie zB. Mehrblatt-Rotorköpfe, aus. Auffallend war auch, dass speziell hinsichtlich jeglicher Scale-Details nichts mehr unmöglich ist. Das Limit ist hierbei wohl nur noch durch die Größe des eigenen Geldbeutels gegeben.

Ein völlig eigenständiges und umfassendes Geschäftsfeld hat sich mittlerweile im Bereich der Foto-/Videodrohnen einerseits und Race/FPV- bzw. 3D-Copter andererseits aufgetan. Dies zeigte sich an der Anzahl der Hersteller in diesem Bereich und auch an der Vielzahl unterschiedlichster Modelle und Copter, die derzeit am Markt erhältlich sind. Von vollständig aufgebauten und bereits eingestellten RTF-Sets (ready to fly) bis hin zu Bausätzen, bei denen noch alles selbst zusammengebaut und gelötet werden muss, sind jegliche Modellvariationen käuflich erwerbbar. Im Bereich des dzt. extrem boomenden Marktes der FPV-Racer (first person view) gab es im Rahmen der Flugvorführungen einen 1-stündigen Slot, in dem die neue Graupner-FPV-Race-Serie vorgestellt wurde. Bei diesem inszenierten Rennen wurde die Dynamik und Geschwindigkeit dieser kleinen und flinken FPV-Racer eindrucksvoll vorgeführt und gekonnt vorgeflogen.

Parallel zum Ausstellungsbereich fanden an beiden Tagen im Außenbereich durchgehend Flugvorführungen statt. Hier zeigten die Teampiloten eindrucksvoll, welche Leistung und Dynamik in den aktuellen Modellen steckt. Dem Übermut einzelner Piloten, angestachelt durch unzählige „lower, lower“ Rufe, fiel dann auch das ein oder andere Modell zum Opfer. Insgesamt waren die Flugvorführungen auf allerhöchstem Niveau. Der Stellenwert der ROTOR Live wurde auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass von den Herstellern einige internationale Spitzenpiloten, wie zB. Kyle Stacy, Kyle Dahl, Sebastiano Gabutti, Dunkan Bossion und noch einige andere, zur Messe eingeflogen wurden.
Leider musste der „3D-Gott“, Tareq Alsaadi von den Vereinigten Arabischen Emiraten, seine Teilnahme kurzfristig absagen, da er bei dem zur gleichen Zeit stattfindenden „World Drone Prix 2016“ in Dubai anwesend sein musste. Dies tat aber der Stimmung und den spektakulären Vorführungen keinen Abbruch.

Abgesehen von den Showflügen wird seit einigen Jahren auch ein eigener Freestylewettbewerb durchgeführt, bei dem die Top-Piloten im KO-System gegeneinander antreten. Wie bereits in den letzten Jahren konnte auch heuer wieder Dunkan Bossion seinen Titel verteidigen und diesen Bewerb für sich entscheiden.

Am Ende dieser beiden sehr spannenden Tage blieb für uns nur die relativ lange Heimfahrt nach Linz. Im Gepäck jedoch eine Vielzahl an tollen Fotos und Videos – eine kleine Auswahl davon gibt es wie immer in unserer Bildergalerie. Herzlichen Dank an Martin Bidmon für die tollen Aufnahmen.

Thomas Luckeneder
(MFC Linz)